TRC Insight: VDA Band 5

VDA Band 5 Praxishandbuch: Erster Blick ins Buch – Eine Interpretation der TÜV Rheinland Consulting

Köln, 10.01.2022. Eine hohe Produkt- und Prozessqualität, die festgelegte Standards und Kriterien erfüllt, ist in Branchen wie der Automobilindustrie entscheidend für die Sicherheit der Produkte. Um dies zu erreichen, sind Mess- und Prüfprozesse unverzichtbar. Diese Prozesse sind Gegenstand der kürzlich erschienenen 3. Auflage des VDA Band 5. Dieser Band gehört zur Schriftenreihe der VDA-Bände, die vom Qualitäts Management Center (QMC) im Verband der Automobilindustrie veröffentlicht werden. Die deutsche Automobilindustrie fordert von ihren Zulieferern und Dienstleister:innen seit 1998 die Umsetzung dieser Bände. Schon der Titel zeigt, dass es wesentliche Neuerungen gibt: „Mess- und Prüfprozesse – Eignung, Planung und Management“. Auf über 200 Seiten wird in der Neuauflage der gesamte Prozess des Managements von Prüfprozessen behandelt. Dazu hat das Konsortium aus Automobilherstellern und Zulieferern die gesamte Praxiserfahrung seit Einführung des VDA 5 im Jahr 2003 in die Neugestaltung einfließen lassen. Dabei sind über die Zusammenarbeit mit unseren Kund:innen aus der Automobilindustrie auch unsere rund 20-jährigen Erfahrungen aus der Anwendung von Mess- und Prüfprozessen eingeflossen. Besonders wichtig finde ich, dass nicht nur der Geltungsbereich erweitert wurde, sondern auch die Kapitel Prüfprozessmanagement, risikogerechte Absicherung und Prüfprozessplanung neu in den VDA Band 5 aufgenommen worden sind. Das finde ich aus folgenden Gründen gut und wichtig:

Prüfprozessmanagement, das Rückgrat der Qualitätssicherung

Messunsicherheiten können weitreichende Folgen haben: Sie führen zu

  • falschen Konformitätsentscheidungen
  • einer fehlerhaften Beurteilung von Maschinen und Fertigungsprozessen
  • einer schlechteren Prozessqualität und somit zu
  • erhöhtem Fertigungs- und Prüfaufwand.

Durch zu große Messtoleranzen verursachte Nacharbeit, Reklamationen oder gar Rückrufe können zu hohen Kosten führen. Entsprechend wichtig ist das Prüfprozessmanagement in der Qualitätssicherung. Aber es ist auch eine Herausforderung, denn es gilt zum einen die Produkt- und Prozessqualität sicherzustellen und zum anderen unnötige Kosten zu vermeiden. Einen Ansatz dazu bietet die VDI/VDE Richtlinie 2600, an der ich mitgearbeitet habe, mit der risikogerechten Absicherung von Mess- und Prüfprozessen. Sie wurde in der Neuauflage von VDA Band 5 aufgegriffen und auf das gesamte Prüfprozessmanagement ausgeweitet.

Was bedeutet risikogerechte Absicherung?

Ziel der risikogerechten Absicherung ist es, die Produkt- und Prozessqualität durch Merkmale zu sichern, die für die Qualität des Endproduktes von besonderer Bedeutung sind. Für das Merkmal wird ermittelt, welche Folgen und welche Wahrscheinlichkeit eine fehlerhafte Prüfung haben kann. Bei den Folgen spielen die daraus hervorgehenden Gefährdungen ebenso eine Rolle wie das Nichterfüllen der Konformität, Funktionsstörungen oder Folgekosten. In die Wahrscheinlichkeit eines fehlerhaften Prüfentscheids fließen Kriterien ein wie die Fehlergrenzen des Prüfmittels im Verhältnis zu Toleranz, Einfluss des Prüfenden und der Umgebungsbedingungen oder auch die Erfahrung mit dem Prüfprozess. Besonders hohe Anforderungen sind immer dann zu stellen, wenn ein fehlerhafter Prüfentscheid gravierende Folgen oder eine hohe Wahrscheinlichkeit hat. Die Neuauflage gibt Hinweise, wie bei der Absicherung durch das Prüfmittelmanagement vorgegangen werden kann. Dabei gilt: Je wichtiger ein Merkmal für die Sicherheit ist, desto öfter und genauer muss es geprüft werden. Dazu definiert VDA Band 5 erstmals nach Risikoklassen abgestufte Anforderungen. Besonders hohe Anforderungen gelten beispielsweise bei sogenannten „Besonderen Merkmalen“ wie Abgasnormen oder ISO-Fix-Halterungen. Messtechnik, die hier zum Einsatz kommt, muss von akkreditierten Laboren überprüft werden. Außerdem sind statistische Untersuchungen anzufertigen, um die Richtigkeit des Messergebnisses sicherzustellen. Die risikogerechte Absicherung ist eine Möglichkeit, die Produkt- und Prozessqualität mit Blick auf die entstehenden Kosten zu optimieren. Es schlägt die Brücke zwischen einem wirksamen und einem wirtschaftlichen Prozessmanagement.

Praxisrelevante Lösungen bei Eignungsnachweisen

Bei Eignungsnachweisen stellen sich oft zahlreiche praxisrelevante Fragen, zum Beispiel nach der Übertragbarkeit, den Handlungsalternativen bei Nichterreichen der benötigten Werte, die Umsetzung bei kleinen Versuchsumfängen oder die Wiederholfrequenz der Nachweise. Auf diese und andere Fragen gibt die Neuauflage nun Antworten. Damit und durch den angekündigten Ergänzungsband mit Praxisbeispielen ist die 3. Auflage des VDA Band 5 eine wertvolle Hilfe für unsere Kund:innen sowie für meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Production Excellence-Team. Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Kund:innen daran, die bestehenden Prozesse zu optimieren und so die Produkt- und Prozessqualität zu verbessern. Diese Möglichkeit, ständig dazuzulernen und Verbesserungen voranzutreiben, ist für mich ebenso wie für meine Kolleginnen und Kollegen eine wichtige Motivation.

Hinweis: Bei der TRC leben wir Diversität und Chancengleichheit. Wenn in unseren Texten aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet wird, sind damit stets wertfrei alle Menschen gemeint. Mehr zu unseren Werten lesen Sie hier.

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