Am Energiemanagement führt kein Weg mehr vorbei

Ein Artikel von Simon Gadomsky, Junior-Consultant im Fachbereich Managementsysteme, TÜV Rheinland Consulting

Kosteneinsparungen, strengere Gesetze und die Neuorientierung der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit machen Energiemanagement zur Pflichtdisziplin.

Energiemanagement wird in den nächsten Jahren in ganz Europa zur Selbstverständlichkeit. Alle Argumente, darauf zu verzichten, sind inzwischen weggefallen. Energie ist deutlich teurer geworden. Nationale Gesetze und EU-Richtlinien verpflichten Unternehmen zur regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Konzerne verlangen von ihren Zulieferern entsprechende Zertifizierungen und erste Banken wie die ING Diba machen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zur Bedingung für die Erteilung von Firmenkrediten.

In Deutschland verpflichtet das kürzlich beschlossene Energieeffizienzgesetz Unternehmen mit einem jährlichen durchschnittlichen  Gesamtendenergieverbrauch innerhalb der letzten drei abgeschlossenen Kalenderjahre von mehr als 7,5 Gigawattstunden (GWh), Energie- oder Umweltmanagementsysteme einzuführen. Bei einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch von mehr als 2,5 GWh sind Unternehmen verpflichtet, spätestens binnen drei Jahren konkrete, durchführbare Umsetzungspläne für alle in den Energie- oder Umweltmanagementsystemen oder den Energieaudits nach EDL-G als wirtschaftlich identifizierten Endenergieeinsparmaßnahmen zu erstellen und zu veröffentlichen. Unternehmen mit einem Verbrauch von mehr 500 KWh pro Jahr waren zuvor schon verpflichtet, alle vier Jahre ein Energieaudit nach DIN 16247durchzuführen.

Die Industrie muss ihren Teil beisteuern

All diese Maßnahmen sind notwendig, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, denn bis 2030 sollen etwa 500 Terawatt-Stunden (TWh) gegenüber dem aktuellen Verbrauch eingespart werden. Über die nächsten Jahre verteilt entspricht dies einer Einsparung von jährlich 45 TWh, die der Bund zu erbringen hat, plus 3 TWh jährlich für die Bundesländer. Um dies einzuhalten, wollen Bund und Länder mit gutem Beispiel vorangehen und in ihren Einrichtungen Energie- oder Umweltmanagementsysteme einführen.

Den restlichen Teil der Energieeinsparungen muss die Industrie erbringen. Das Potenzial dafür ist durchaus vorhanden: So hatte zum Beispiel bereits 2009 das Fraunhofer Institut ein Einsparpotenzial von 30 Prozent bei der produzierenden Industrie errechnet. Etwa ein Drittel davon ist ohne größere Investitionen zu erzielen, sondern eher durch eine bessere Abstimmung der Produktionsanlagen und -prozesse. Der Rest kann durch die schrittweise Ablösung älterer Produktionsanlagen, durch die energetische Sanierung von Produktionsgebäuden und durch ein besseres Energiemanagement erfolgen.

Eine international gültige Norm für Energiemanagement

Unter all dem politischen und wirtschaftlichen Druck bröckelt auch ein letztes Argument gegen die Einführung eines Energiemanagementsystems, nämlich dass es aufwändig und komplex ist, wenn man es richtig machen will. Das stimmt zwar in vielerlei Hinsicht, doch zumindest muss man dabei heute nicht das Rad neu erfinden. Normen wie die ISO 50001 geben die Anforderungen für die entsprechenden Managementprozesse vor und es gibt genügend Fachleute, die bei der Implementierung helfen können. Außerdem handelt es sich um eine Investition, die sich langfristig lohnt, denn sie dient dazu, die Betriebskosten zu senken, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber zu steigern.

Für die Einrichtung und den Betrieb eines Energiemanagementsystems hat sich der international geltende Standard ISO 50001 etabliert. Er beschreibt einen systematischen Ansatz, nach dem Unternehmen ihren Energieverbrauch reduzieren und die Energieeffizienz erhöhen können. Im Detail darin enthalten sind alle dafür notwendigen Anforderungen und Leitlinien, darunter zur Festlegung einer unternehmensweiten Energiepolitik und der dazugehörigen Ziele, zur Verteilung von Verantwortlichkeiten, der Einrichtung von Prozessen, der Erfassung und Dokumentation von Messdaten sowie zur Festlegung und Durchführung von Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs.

Was ist ein Energiemanagementsystem?

Der Begriff „Energiemanagementsystem“ umfasst alle Prozesse, Verfahren und personelle Strukturen, die der systematischen Steigerung der Energieeffizienz dienen. Wie ein Energiemanagementsystem genau ausgestaltet werden soll, lassen sowohl der Gesetzgeber als auch die ISO 50001 offen, da einerseits die Bedürfnisse der Unternehmen unterschiedlich sind, andererseits die Technologie, Verfahren und Prozesse sich ständig weiterentwickeln.

Am Anfang der Einführung eines Energiemanagements nach ISO 50001 steht die systematische Erfassung aller Energieverbraucher, deren Zuordnung zu einzelnen Verbrauchsbereichen, die Identifizierung aller installierten und noch einzurichtenden Messpunkte, die Entwicklung von Kennzahlen zur Bewertung des Verbrauchs sowie das Aufsetzen eines Analyse- und Berichtswesens.

Sind diese Voraussetzungen geschaffen, steht im Mittelpunkt des Energiemanagements (genauso wie bei vielen anderen ähnlichen Normen wie der ISO 9001 für Qualitätsmanagement) die PDCA-Methode: Plan – Do – Check – Act. Diese beschreibt einen Prozesskreislauf zur Optimierung von Ergebnissen: Zunächst werden auf Basis der ermittelten ersten Daten über den aktuellen Energieverbrauch Einsparpotenziale identifiziert, Strategien ausgearbeitet, Ziele gesetzt und Maßnahmen zu deren Erreichung beschlossen. Während der Do-Phase werden die Maßnahmen umgesetzt, anschließend die Ergebnisse geprüft (Check) und basierend auf den Erkenntnissen Anpassungen und Verbesserungen geplant (Act).

Die Verantwortung liegt beim Top-Management

Eine besondere Rolle bei der Einrichtung und dem Betrieb eine Energiemanagementsystems kommt der Unternehmensführung zu. Diese zeichnet für die Festlegung der Energiepolitik des Unternehmens verantwortlich und muss ein Energieteam bilden, das die Umsetzung beaufsichtigt. Das Top-Management stellt außerdem sicher, dass genügend personelle und materielle Ressourcen für die Umsetzung bereitgestellt werden, die Bedeutung des Energiemanagements im Unternehmen kommuniziert wird und bei der Belegschaft ein Bewusstsein für die Bedeutung von Energieeffizienz entsteht. 

Gewissheit darüber, dass das alles in einem Unternehmen durchgeführt wird, erlangen Behörden und Geschäftspartner durch eine Zertifizierung nach ISO 50001. Dessen Gültigkeit beträgt drei Jahre, sofern in den zwei Jahren bis zur Rezertifizierung jährlich ein sogenanntes Überwachungsaudit stattfindet. Die TÜV Rheinland Consulting begleitet Unternehmen sowohl während der Einrichtung eines Energiemanagementsystems als auch bei der Optimierung der Ergebnisse.

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