Klimamanagement in Unternehmen

Mithilfe einer Treibhausgas-Reduktionsstrategie langfristig zum Klimaschutz beitragen

Ein Beitrag von Phillip Fischer

Das Wichtigste in Kürze

  • Unternehmen werden zunehmend durch gesetzliche Vorgaben und internationale Abkommen dazu verpflichtet, ein ganzheitliches Klimamanagement zu etablieren.
  • Ausgehend von einer Bestandsaufnahme inklusive Treibhausgasermittlung, können Unternehmen einen Dekarbonisierungspfad mithilfe geeigneter Reduktionsmaßnahmen umsetzen.
  • Bei der Umsetzung eines ganzheitlichen Klimamanagements stehen Unternehmen vor Herausforderungen, denen u.a. durch eine gezielte Einbindung der Mitarbeitenden begegnet werden kann.

Inhaltsverzeichnis

In den letzten Jahren hat das Thema Klimaschutz zunehmend an Bedeutung gewonnen. Unternehmen stehen unter dem wachsenden Druck, ihren Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu leisten und nachhaltiger zu wirtschaften. Klimamanagement im Unternehmen ist nicht nur ein Mittel zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch eine Chance, langfristig Kosten zu senken, das Image zu verbessern und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. In diesem Blogartikel werden wir die Grundlagen des Klimamanagements im Unternehmen, dessen Vorteile sowie konkrete Maßnahmen und Strategien zur Umsetzung erläutern.

Was ist Klimamanagement?

Klimamanagement umfasst alle Maßnahmen und Strategien, die ein Unternehmen ergreift, um seine Auswirkungen auf das Klima zu minimieren. Dies beinhaltet die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, die Steigerung der Energieeffizienz, den Einsatz erneuerbarer Energien und die nachhaltige Gestaltung von Geschäftsprozessen sowie auch Produkten und Dienstleistungen. Ziel ist es, die Treibhausgasbilanz des Unternehmens zu verringern und einen positiven Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.

Die Bedeutung von Klimamanagement

Gesetzliche Vorgaben und internationale Abkommen

Regierungen weltweit haben begonnen, strenge Vorschriften zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erlassen. Internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen verpflichten Länder dazu, ihre Emissionen zu senken und den globalen Temperaturanstieg auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Auch auf Europäischer Ebene wurden Richtlinien wie beispielsweise die Corporate Sustainability Reporting Directive – kurz CSRD – im Rahmen des European Green Deal verabschiedet, um Unternehmen u.a. dazu zu bewegen, sich tiefgehender mit dem Thema Klimamanagement auseinanderzusetzen.

Wirtschaftliche Vorteile

Klimamanagement kann langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Durch die Steigerung der Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien können Unternehmen ihre Energiekosten senken. Darüber hinaus können Unternehmen durch nachhaltige Praktiken und Produkte neue Kunden gewinnen und ihre Marktposition stärken. Gegebenenfalls sinken auch die Kosten für Emissionszertifikate, wenn ein Unternehmen vom EU-Emissionshandelssystem betroffen ist.

Image und Talent Attraction

Ein starkes Engagement im Klimaschutz kann das Image eines Unternehmens erheblich verbessern. Verbraucher, Kreditgeber und andere Geschäftspartnerbevorzugen zunehmend umweltfreundliche Unternehmen. Ein gutes Image kann also die Kundenbindung erhöhen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Zudem spiegelt sich in Umfragen wider, dass vor allem die jüngere Generation bei der Wahl ihres Arbeitgebers immer mehr Wert auf dessen Nachhaltigkeitsbemühungen legt. Die jährliche Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank ergab unlängst, dass für 81% der 20- bis 29-Jährigen die Haltung des potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl ist. Für 18% hat dieser Aspekt sogar oberste Priorität.[1]
In Zeiten von Fachkräftemangel kann ein strategisches Klimamanagement also ein wertvoller Vorteil bei der Talent Attraction sein.

Risikomanagement

Der Klimawandel birgt erhebliche Risiken für Unternehmen, darunter physische Risiken wie extreme Wetterereignisse und regulatorische Risiken durch strengere Umweltvorschriften. Während es in der deutschen Küstenregion laut Ergebnissen einer Klimawirkungs- und Risikoanalyse bis zum Jahr 2050 häufiger zu Starkregenereignissen kommen wird, wird der Südosten eher durch mehr warme Tage und ausbleibendem Niederschlag vom Klimawandel betroffen sein.[2] Durch proaktives Klimamanagement können Unternehmen diese Risiken mindern und ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen.

Schritte zum effektiven Klimamanagement

1. Bestandsaufnahme und Zielsetzung

Der erste Schritt im Klimamanagement besteht darin, die aktuelle Treibhausgasbilanz des Unternehmens – den sogenannten Corporate Carbon Footprint – zu ermitteln. Dies umfasst die Erfassung aller im Unternehmen entstehenden Treibhausgasemissionen, einschließlich direkter Emissionen (Scope 1) durch Produktionsprozesse oder den Fuhrpark und indirekter Emissionen (Scope 2) aus eingekaufter Energie für den eigenen Betrieb. Darüber hinaus gilt es aber auch, auf indirekte Emissionen zu blicken, die in der Wertschöpfungskette des Unternehmens entstehen (Scope 3). In der vorlagerten Wertschöpfungskette müssen Emissionstreiber wie beispielsweise eingekaufte Produkte und Dienstleistungen, sowie der Transport dieser betrachtet werden. Indirekte Emissionen in der nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen hingegen beispielsweise bei der Verarbeitung oder Nutzung und Entsorgung der verkauften Produkte eines Unternehmens.  Auf dieser Basis der ermittelten Emissionen in den verschiedenen Scopes können realistische und messbare Klimaziele festgelegt werden.

2. Strategieentwicklung

Basierend auf der Bestandsaufnahme und den festgelegten Zielen entwickelt das Unternehmen eine umfassende Klimastrategie. Diese sollte konkrete Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen und zur Verbesserung der Energieeffizienz beinhalten.

Arten von Reduktionszielen

Bei Emissionsreduktionszielen unterscheidet man in relative und absolute Ziele. Relative Ziele konzentrieren sich auf die Reduktion der Emissionsintensität, beispielsweise pro Wertschöpfungseinheit, pro Produkteinheit oder pro Mitarbeiter:in. Diese Ziele werden oft unsystematisch festgelegt, bieten jedoch den Vorteil, dass sie sich leichter steuern lassen. Allerdings ermöglichen sie nur einen bedingten Wettbewerbsvergleich. Unternehmen, die relative Ziele verfolgen, können ihre Emissionsintensität flexibel anpassen, was besonders in dynamischen Geschäftsumfeldern von Vorteil sein kann.

Absolute Klimaziele sind empfehlenswert, da sie eine tatsächliche Reduktion der Gesamtemissionen eines Unternehmens anstreben. Diese Ziele gewährleisten nicht nur eine Vergleichbarkeit mit Wettbewerbern, sondern setzen auch positive Signale gegenüber externen Stakeholdern. Bei der Festlegung absoluter Ziele sollten Unternehmen Faktoren wie Wachstumserwartungen, Zusammenschlüsse, Abspaltungen oder Outsourcing berücksichtigen. Absolute Ziele bieten eine klare und messbare Richtung für nachhaltige Unternehmensentwicklung und stärken das Vertrauen der Stakeholder in die Klimastrategie des Unternehmens.

Ansätze bei Entwicklung von Reduktionszielen

Bei der Entwicklung von Reduktionszielen unterscheidet man zwei verschiedene Ansätze: Den Bottom-up-Ansatz und den Top-Down-Ansatz.

Beim Bottom-Up-Ansatz orientieren sich Unternehmen an den realen Möglichkeiten ihrer einzelnen Standorte und Abteilungen. Die unteren Ebenen definieren Maßnahmen zur Emissionsreduktion, die den Zielpfad für das gesamte Unternehmen bestimmen. Der Fokus liegt auf einem kurz- bis mittelfristigen Zeithorizont mit standortbezogenen und kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen. Vorteile dieses Ansatzes sind die Nachvollziehbarkeit der Ziele, die Motivation der Mitarbeitenden und die oft leichte Umsetzbarkeit der Maßnahmen. Allerdings erfordert dieser Ansatz einen höheren Koordinationsaufwand und birgt das Risiko von Widersprüchen zwischen Geschäftsbereichen, was dazu führen kann, dass das Gesamtziel verfehlt wird. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die gesetzten Ziele nicht ambitioniert genug sind und Einsparungspotenziale verloren gehen. Ein Beispiel für ein Ziel, das auf dem Bottom-Up-Ansatz gesetzt wurde: Ein Unternehmen setzt sich auf Basis von Standortanalysen das Ziel, die THG-Emissionen in fünf Jahren um 10 Prozent zu senken.

Beim Top-Down-Ansatz werden die Klimaziele von der obersten Führungsebene auf Basis von wissenschaftlichen oder politischen Vorgaben festgelegt und anschließend auf die unteren Ebenen heruntergebrochen. Dieser Ansatz ist besonders geeignet für langfristige Ziele, die auf einer umfassenden Analyse der gesamten Klimawirkung basieren und sich an externen Vorgaben wie dem Pariser Klimaschutzabkommen orientieren. Die Planung verläuft schneller, da weniger Abstimmung nötig ist, und alle Unternehmensebenen arbeiten konsistent auf die Gesamtziele hin. Zudem fördert dieser Ansatz die Integration der Klimaziele in die langfristige Strategie. Herausforderungen bestehen darin, dass die Vorgaben für die unteren Ebenen unrealistisch sein könnten und der Ansatz möglicherweise demotivierend wirkt. Ein Beispiel: Ein Unternehmen plant, seine Scope-1- und Scope-2-Emissionen in 10 Jahren um 50 Prozent zu senken und die Scope-3-Emissionen bis 2030 an die 1,5°C-Grenze des Pariser Abkommens anzupassen.

3. Umsetzung der Maßnahmen

Die Umsetzung der Klimastrategie erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Abteilungen im Unternehmen. Es ist wichtig, klare Verantwortlichkeiten zu definieren und die Mitarbeitenden durch Schulungen und Sensibilisierungskampagnen einzubeziehen. Darüber hinaus sollten regelmäßige Fortschrittskontrollen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen wie geplant umgesetzt werden.

Wichtig zu beachten bei der Festlegung von Maßnahmen zur Umsetzung der Klimastrategie ist außerdem immer die Priorisierung der Maßnahmen. Emissionen sollten im ersten Schritt vollkommen vermieden werden, wenn irgendwie möglich. Z.B. könnte überflüssiges Verpackungsmaterial aus Kunststoff ersatzlos gestrichen werden. Wenn eine vollkommene Vermeidung nicht möglich ist, sollte als nächstes geprüft werden, ob Emissionen reduziert werden können. Z.B. könnte eine Reiserichtlinie vorschreiben, dass Mitarbeitende innerhalb Deutschlands für Geschäftsreisen nicht fliegen dürfen, sondern den Zug nehmen müssen.
Erst für jene Emissionen, die weder vermieden noch reduziert werden können – die „unvermeidbaren“ Emissionen – sollte über Kompensation nachgedacht werden. Kompensation meint den „Ausgleich“ verursachter Emissionen durch den Kauf von Emissionszertifikaten aus Klimaschutzprojekten. Einfach alle Emissionen zu kompensieren, die entstehen, ohne über Vermeidung oder Reduktion nachzudenken, ist keine Klimastrategie.

4. Monitoring und Berichterstattung

Ein effektives Monitoring-System ist entscheidend, um den Fortschritt der Klimastrategie zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen. Unternehmen sollten regelmäßig über ihre Klimaschutzmaßnahmen und erzielten Erfolge berichten. Die interne Berichterstattung umfasst:

  • Die Berichterstattung an das Management, um über den aktuellen Stand zu informieren und ggf. nachzujustieren
  • Die Information der Mitarbeitenden, um die Anstrengungen und Erfolge zu kommunizieren

Die externe Berichterstattung z.B. in Form eines Nachhaltigkeitsberichtes stärkt das Vertrauen der Stakeholder und zeigt das Engagement des Unternehmens für den Klimaschutz.

5. Kontinuierliche Verbesserung

Klimamanagement ist ein fortlaufender Prozess. Unternehmen sollten kontinuierlich nach Möglichkeiten zur weiteren Reduzierung ihrer Emissionen und zur Verbesserung ihrer Klimastrategie suchen. Innovationsprojekte und die Zusammenarbeit mit externen Partnern können dabei helfen, neue Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen.

Konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz im Unternehmen

  • Energieeffizienz steigern: Die Steigerung der Energieeffizienz ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen. Unternehmen können ihre Energieeffizienz durch den Einsatz moderner Technologien, die Optimierung von Produktionsprozessen und die Isolierung von Gebäuden verbessern. Energieaudits können dabei helfen, Einsparpotenziale zu identifizieren und gezielte Maßnahmen umzusetzen.
  • Erneuerbare Energien nutzen: Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist ein zentraler Bestandteil des Klimamanagements. Unternehmen können erneuerbare Energiequellen wie Solar-, Wind- oder Wasserkraft nutzen, um ihren Energiebedarf zu decken. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Betriebsgebäuden oder der Bezug von grünem Strom aus dem Netz sind effektive Maßnahmen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen.
  • Nachhaltige Mobilität fördern: Die Förderung nachhaltiger Mobilität kann einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Unternehmen können ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellen, Ladeinfrastruktur für E-Autos bereitstellen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Fahrräder durch Mitarbeitende fördern. Carsharing-Programme und Homeoffice-Optionen können ebenfalls zur Reduzierung von Emissionen beitragen.
  • Ressourceneffizienz verbessern: Ein effizienter Umgang mit Ressourcen ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Klimamanagements. Unternehmen sollten Maßnahmen zur Reduzierung des Materialverbrauchs, zur Wiederverwendung und zum Recycling von Materialien ergreifen. Die Einführung von Kreislaufwirtschaftskonzepten kann dazu beitragen, Abfälle zu minimieren und Ressourcen effizienter zu nutzen.
  • Klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen entwickeln: Die Entwicklung klimafreundlicher Produkte und Dienstleistungen ist eine Möglichkeit, den CO₂-Fußabdruck des Unternehmens zu verringern und gleichzeitig Marktchancen zu nutzen. Unternehmen können ihre Produktdesigns und Produktions- bzw. Dienstleistungsprozesse so gestalten, dass sie weniger Energie und Ressourcen verbrauchen. Zudem sollten sie die Lebensdauer und Recyclingfähigkeit ihrer Produkte verbessern.

Herausforderungen und Lösungsansätze

  • Finanzielle Hürden: Eine der größten Herausforderungen beim Klimamanagement sind die oft hohen Anfangsinvestitionen in klimafreundliche Technologien und Maßnahmen. Unternehmen können diese Hürden überwinden, indem sie auf Förderprogramme und finanzielle Unterstützung zurückgreifen. Darüber hinaus können langfristige Kosteneinsparungen durch Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien die Anfangsinvestitionen rechtfertigen.
  • Technologische Herausforderungen: Die Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen erfordert oft den Einsatz fortschrittlicher Technologien, die nicht immer sofort verfügbar oder wirtschaftlich sind. Unternehmen sollten daher kontinuierlich in Forschung und Entwicklung investieren und Partnerschaften mit Technologieanbietern eingehen, um innovative Lösungen zu identifizieren und zu implementieren.
  • Mitarbeitereinbindung: Der Erfolg des Klimamanagements hängt maßgeblich von der Mitarbeitereinbindung ab. Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren und sie aktiv in die Umsetzung der Maßnahmen einbeziehen. Schulungen, Workshops und Anreizsysteme können dabei helfen, die Akzeptanz und das Engagement der Mitarbeitenden zu erhöhen.

Fazit

Klimamanagement im Unternehmen ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Unternehmensführung. Es bietet zahlreiche Vorteile, darunter Kosteneinsparungen, ein verbessertes Image und eine erhöhte Resilienz gegenüber Klimarisiken. Der Weg zu einer klimafreundlichen Unternehmensführung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, die Einbindung aller Abteilungen und kontinuierliche Anstrengungen zur Verbesserung. Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, dass es möglich ist, ehrgeizige Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.

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[1] https://www.eib.org/ [2] vgl. Bundesumweltamt 2022, S.9

Klimamanagement als erster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit

Ein Artikel von Simon Gadomsky, Junior-Consultant im Fachbereich Managementsysteme
und Rina Veenhues, Junior-Consultant im Bereich Nachhaltigkeitsberatung, TÜV Rheinland Consulting

Die systematische Erfassung des unternehmensweiten CO2-Abdrucks und die Fähigkeit zur regelmäßigen Berichterstattung sichert die Wettbewerbsfähigkeit.

Um 40,4 Prozent konnte Deutschland laut Umweltbundesamt in den vergangenen 32 Jahren die Treibhausgasemissionen senken. Das stimmt zuversichtlich für die nahe Zukunft, denn bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber dem Stand von 1990 um mehr als 50 Prozent fallen. Das würde Deutschland eine gute Ausgangsposition für die nächste Etappe sichern: Bis 2050 soll der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase innerhalb der EU bei Netto-Null liegen.

Um beide Klimaziele zu erreichen, sind allerdings größere Anstrengungen nötig, insbesondere seitens der Industrie. Hierfür werden Unternehmen sowohl vom deutschen Gesetzgeber als auch seitens der EU durch eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen zum Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren stärker in die Pflicht genommen. Auch innerhalb der Industrie weht inzwischen ein anderer Wind. Die meisten Großunternehmen haben sich zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet und halten auch ihre Zulieferer dazu an, umweltverträglich und energieeffizient zu produzieren – und dies auch glaubhaft nachweisen zu können.

Die Anforderungen, die Unternehmen bezüglich Nachhaltigkeit erfüllen müssen, sind ebenso vielfältig wie die Prozesse, um diese zu implementieren. Zu diesem Komplex gehören Disziplinen wie Klima-, Energie-, Lieferketten- und Umweltmanagement. Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen im eigenen Unternehmen kann jedoch als erster Schritt auf einem langen Weg zur Nachhaltigkeit gesehen werden.

Bestandsaufnahme und Festlegung der Klimaschutzstrategie

Jedes Unternehmen verbraucht im Rahmen seiner Geschäftstätigkeit Energie, egal ob es Stahl produziert oder „nur“ Versicherungen anbietet, und ist deshalb in der Regel auch an der Emission von Treibhausgasen beteiligt. Kernaufgabe des Klimamanagements ist eine ganzheitliche strategische Auseinandersetzung mit den eigenen Treibhausgasemissionen und dem Ziel, diese zu erfassen, zu bilanzieren, zu reduzieren und darüber transparent zu berichten.

Am Beginn dieses Optimierungsprozesses steht die systematische Erfassung aller Emissionsquellen und deren Verbräuche entlang der Wertschöpfungskette. Dazu gehören nicht nur die Emissionen der eigenen Geschäftstätigkeit, sondern auch, soweit möglich, die Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsschritte, beispielsweise die Emissionen zur Herstellung der Produkte der Zulieferer oder die Emissionen, die im Rahmen der Nutzungsphase der eigenen Produkte anfallen. Um diesen unternehmensweiten CO2-Fußabdruck (Corporate Carbon Footprint, CCF) zu bestimmen, haben sich international das Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protokoll) und der ISO 14064 Standard durchgesetzt.

Nach Erstellung der Treibhausgasbilanz gilt es, eine Klimaschutzstrategie zu formulieren, die langfristige Reduktionsziele, Zielpfade und Fristen zur Erreichung von Zwischenzielen enthält. Als Orientierungshilfe für diese Aufgabe bieten sich hierfür die Methoden der Science Based Targets Initiative (SBTi) an. Sie zeigen auf, wie sich Reduktionsziele definieren lassen, die im Einklang mit den wissenschaftlichen Szenarien zur Erreichung des Pariser Klimaziels stehen.

Wege zu Netto-Null Emissionen

Die Erfassung und Dokumentation der eigenen Treibhausgasemissionen liefern in der Regel bereits Hinweise darauf, wo Energie eingespart und Emissionen reduziert werden können. Weitere und vor allem detailliertere Hinweise liefert die Erstellung von produktspezifischen CO2-Fußabdrücken (Product Carbon Footprints, PCFs). Sie schlüsseln die für die Herstellung und den Betrieb eines Produkts anfallenden Emissionen auf, sodass gezielt auf nachhaltigere Rohstoffe und Herstellungsverfahren gesetzt werden kann.

Freilich ist in der Praxis heute das Netto-Null-Ziel nicht allein durch Vermeidung und Reduktion zu erreichen – es bleibt immer ein Rest an Emissionen übrig. Diese lassen sich jedoch über den Emissionshandel sowie über Investitionen in Klimaschutzprojekte kompensieren. Hierfür stehen eine ganze Reihe geeigneter und nach internationalen Standards registrierter Kompensationsprojekte weltweit zur Wahl, die vom Unternehmen je nach Präferenz hinsichtlich Projekttyp und Region in Betracht gezogen werden können.

Klimamanagement dient mehr als nur einem Zweck

Die Erstellung eines Corporate Carbon Footprints und die Fähigkeit zur regelmäßigen Berichterstattung nur als Mittel zur Erfüllung gesetzlicher Vorschriften zu betrachten, greift deutlich zu kurz. Vielmehr ist es eine absolut notwendige Maßnahme zur Sicherung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Zum einen weil auch die Ansprüche der Geschäftspartner und Kunden, sowohl im B2B- als auch im Consumer-Sektor, in Bezug auf Nachhaltigkeit eindeutig steigen; zum anderen weil die Erfassung der dafür notwendigen Daten als Gelegenheit zu einer stärkeren Digitalisierung zahlreicher Prozesse genutzt werden kann. Und letztere ist ohnehin ein Schritt, der für jedes Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation der gesamten Wirtschaft als unabwendbar gilt.

Wir begleiten Sie bei der Einführung der für das Klimamanagement notwendigen Prozesse, von der Klimaszenario-Analyse über die Erfassung der klimarelevanter Daten und der Festlegung einer Klimastrategie bis hin zur Wahl von Kompensationsprojekten und der Klimaberichterstattung.

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