5S in Zeiten von Nachhaltigkeit: Umweltbewusstsein trifft auf Effizienz
Nachhaltigkeit ist kein Randthema mehr, sondern steht im Zentrum unternehmerischer Strategien. Operative Exzellenz im Tagesgeschäft und nachhaltige Geschäftspraktiken stehen dabei nicht in Konkurrenz – sondern ergänzen sich. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise, sich entwickelnder und umfangreicherer Nachhaltigkeitsgesetzgebung (u.a. das CSRD-Reporting), volatiler Lieferketten und Fachkräftemangel sowie schnellen technologischen Wandels stehen Unternehmen vor vielfältigen Herausforderungen. Diese führen zu der steigenden Notwendigkeit, zumindest Nachhaltigkeitsregulatorien in Unternehmensprozesse, -organisation und -führung zu integrieren, wodurch die Effizienz stärker in den Fokus rückt, um global wettbewerbsfähig zu bleiben.
Lean Management und damit auch 5S ist ein Ansatz, der kontinuierliche Verbesserung ermöglicht und damit einen Beitrag zur operativen Exzellenz leistet. In 5S sind Nachhaltigkeitsaspekte bereits berücksichtigt, und durch eine Erweiterung lassen sich Umweltbewusstsein und Effizienz pragmatisch vereinbaren. In diesem Beitrag wird dargestellt, wie die Methode 5S Unternehmen dabei unterstützt, die ökologische Verantwortung und betriebliche Leistungsfähigkeit nachhaltig zu verankern.
Übersicht
- 5S-Methode: Ein Werkzeug für Nachhaltigkeit und Effizienz
- Effizienz in der Praxis: Energiesparen mit der 5S-Methode
- Umwelt und Abfall: Abfallmanagement verbessern und Umweltverschmutzung reduzieren
- Effizienz und Arbeitssicherheit: Der Kern der 5S Methode als Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit
- Fachkräftemangel: Mitarbeiterbefähigung und -einsatz steigern mit der 5S-Methode
- Unternehmenswandel: Erfolg verankern und Bewusstsein schaffen
- Fazit
5S-Methode: Ein Werkzeug für Nachhaltigkeit und Effizienz
Die 5S-Methode schafft Bewusstsein für Transparenz und Effizienz in Unternehmen. Weiter lassen sich mit der 5S-Methode die Sicherheit und Produktivität steigern, und sie ist ein einfacher Ansatz, um eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren.
5S-Methode besteht hier aus einem Vorgehen mit fünf Schritten.
Alle Schritte leisten einen Beitrag für sicherere Arbeitsplätze und Prozesse, die Mitarbeitende schützen, sodass teilweise vom sechsten S der Sicherheit gesprochen wird. Es liegt nahe, dass wir uns oft effiziente, aufgeräumte und verschwendungsfreie Arbeitsplätze vorstellen.
Doch wie leistet die 5S-Methode einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele?
Hierfür ist der Begriff der Nachhaltigkeit zu definieren, um zu verstehen, welche Aspekte originär der Nachhaltigkeit zugerechnet werden.
„Nachhaltigkeit bezeichnet die verantwortungsvolle Nutzung natürlicher Ressourcen, um die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation zu erfüllen, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken. Dabei werden ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.“
Die übliche Definition umfasst somit soziale, umwelt- und unternehmensführungsbezogene Aspekte, welchen auch aktuelle Nachhaltigkeitsberichtspflichten folgen, insbesondere die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).1
Spätestens mit dieser Berichtspflicht setzen sich Unternehmen mit unternehmensrelevanten Nachhaltigkeitskennzahlen, aber auch ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auseinander, und Nachhaltigkeitskennzahlen werden auch Messgrößen für das Management.
Es ist festzuhalten das gerade für operative Geschäftsbereiche Nachhaltigkeit in Form von Kennzahlen teilweise berücksichtigt werden, da diese mitunter kritisch für wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen sind.
Im Bereich der Umwelt sind dies beispielsweise
- der Wasser- oder Energieverbrauch,
- Emissionen,
- verbrauchte Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe wie Wasser oder Schmiermittel und Öle,
- Abfallmengen nach Gefahrstoffklasse
und damit vereinfacht eine ressourceneffiziente Leistungserbringung.
Im Bereich Soziales sind dies die Anzahl der Arbeitsunfälle oder -erkrankungen nach Schwere oder Meldepflicht. Weiter zählen hierzu auch die Anzahl der Trainingsstunden, insbesondere aber nicht ausschließlich zu Arbeitssicherheit und Compliance. Am Rande sei hier das Thema Unternehmensführung erwähnt, welches vor allem Compliance-Themen beinhaltet, und hier Korruptionsbekämpfung und –prävention.2
Das operative Geschäft setzt sich spätestens seit der Popularität von Lean Management und damit auch der 5S-Methode mit inkrementeller, sich ständig weiterentwickelnder Optimierung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen auseinander, mit dem Ziel, höchste Qualität und Effizienz zu etablieren sowie stetig zu erhöhen. Durch die Erweiterung der 5S-Methode um Nachhaltigkeitsaspekte leistet diese einen Beitrag, die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern bzw. zu steigern.
Webinar: 5S in Zeiten von Nachhaltigkeit
So nutzen Sie das 5S-Prinzip, um Ihre Effizienz zu steigern und nachhaltiger zu wirtschaften!
Dr. Christian Rathmann, Nicole-Nadine Vogt
Effizienz in der Praxis: Energiesparen mit der 5S-Methode
Angesichts steigender Energiepreise ist es sinnvoll, in Bezug auf Effizienz explizit Energiekosteneinsparungen zu betrachten. Die Integration von weiteren Schritten in die 5S-Methode ermöglicht es, Energieeffizienz zu betrachten. Ein erster Schritt ist hier häufig zunächst eine Situationsaufnahme im Rahmen einer 5S-Aktion. Dafür kann das erste S, Sortieren, und die Rote-Karte-Aktion genutzt werden.
Nachdem ausschließlich relevante Dinge übrig sind, kann mit einer Grüne-Karte-Aktion hier, entsprechend dem Energieverbrauch, eine Einteilung elektronischer Arbeitsgeräte sowie der Umgebung bzw. Gebäude nach Strom, Wärme und Druckluft durchgeführt werden. Bezüglich Wärmeverluste können diese leicht mittels Wärmebildkamera identifiziert werden, für Gebäude, Arbeitsumfeld und Maschinen. Eine gezielte Aktion kann ein Energie-Gemba-Scan sein. Hier wird der Fokus auf das Identifizieren von Energieineffizienz gelegt. Vielfach erfordert der Austausch vorab, die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen zwischen Operative, HSE, Instandhaltung und Einkauf zu klären und darauf basierend Alternativen auszuwählen.
Im nächsten Schritt ist eine Kosten-/Nutzenanalyse zur Wirtschaftlichkeitsbewertung vorzunehmen, welche unterteilt in Quick Wins und längerfristige Investitionsmaßnahmen. Daher empfiehlt sich das Markieren mit grüner Karte, um Sichtbarkeit sicherzustellen. Zusätzlich sollten die grünen Karten konsolidiert auf KVP- bzw. Shopfloor-Boards erfasst werden. Anmerkend ist anzumerken, dass Optimierungen von Maschinen durch Verändern von Maschinenparametern, z.B. Temperaturprofilen, Validierung mittels Versuchsreihen (bzw. statistischer Versuchsplanung) erforderlich sind, um die negativen Auswirkungen auf die Qualität (insb. techn. Merkmale) ausschließen zu können.
Weiter kann beim dritten S, Säubern, bei der Maschinenreinigung die Sichtprüfung unerwarteten Energieverbrauchs auf den Maschinenbedienfeldern gemacht werden. Sofern eine Anzeige des Maschinenenergieverbrauchs im Einzelfall nicht möglich ist, ist das Nachrüsten zu prüfen. Hier ist Erwartungsmanagement zu betreiben, denn der Anspruch bei der Integration von Maßnahmen zum Steigern der Energieeffizienz in einer 5S-Aktion ist nicht, ein systematisches Energiemonitoring aufzubauen, sondern pragmatisch Transparenz zu schaffen und leichter beeinflussbare Maßnahmen umzusetzen.
Bei der Verbindung von 5S und Nachhaltigkeit ist Erwartungsmanagement zu betreiben! Die Erweiterung schafft Synergien, ersetzt in Tiefe und bzgl. Prozess- oder Organisationsreife kein Managementsystem wie z.B. ein Energiemanagementsystem nach der ISO 50001 oder strukturiertes und unternehmensweiteres Energiemonitoring. Die Betrachtung des Energieverbrauchs auf operativer Ebene schafft Sensibilisierung für Nachhaltigkeit.
Zusätzlich reduzieren effiziente Abläufe und ergonomisch sinnvoll angeordnete Arbeitsplätze unnötige Bewegungen und Transportwege und damit weiter Energie, sofern Transportfahrzeuge oder Flurförderfahrzeuge genutzt werden. Dies kann traditionell mit dem zweiten S, Systematisieren, realisiert werden.
Umwelt und Abfall: Abfallmanagement verbessern und Umweltverschmutzung reduzieren
Traditionell hat 5S bereits einen Schwerpunkt auf der Relevanz der vorhandenen – benötigten – Materialien. Daher geht es hier eher um eine Optimierung der bestehenden Entsorgungsorte, -prozesse und Sensibilisierung der Mitarbeitenden als um eine gänzlich neue Einführung.
Beim ersten S, Sortieren, kann es sinnvoll sein, Materialien beim Aussortieren gezielt nach ihrer Recyclingfähigkeit und Gefahrstoffklasse zu unterteilen – in recycelbare, nicht recycelbare und Gefahrstoffe. Diese Differenzierung ermöglicht eine umweltgerechte Entsorgung der unnötigen Gegenstände und damit eine optimierte Materialverwertung. Materialien sollten entweder direkt korrekt entsorgt oder nach ihrem vorgesehenen Entsorgungsweg in gesonderten Bereichen gelagert werden.
Mit der ergänzenden Durchführung einer Grüne Karte-Aktion, kann hier der Fokus auf Recyclingfähigkeit und Gefahrstoffkategorie für Umverpackungen und Verbrauchsmaterialien gelegt werden. Um zu bewerten, ob es umweltfreundlichere Alternativen für Verbrauchsmaterialien und Umverpackungen gibt, sind die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen zwischen Operative und Einkauf zu klären. Im nächsten Schritt ist eine Kosten-/Nutzenanalyse zur Wirtschaftlichkeitsbewertung vorzunehmen, welche unterteilt in Quick Wins und längerfristige Maßnahmen. Durch diese Zusammenarbeit können langfristig nachhaltige Substitute identifiziert und beschafft werden und damit vermieden, dass nur kurzfristige Substitute genutzt werden. Es empfiehlt sich das Markieren mit grüner Karte, um Sichtbarkeit sicherzustellen. Die grünen Karten sollten sowohl Umwelt- und Abfall- als auch Energieinhalte enthalten und entsprechend konsolidiert auf KVP- bzw. Shopfloor-Boards erfasst werden.
Weitere Maßnahmen sind im dritten S Säubern, das Verwenden nachhaltiger Reinigungsmittel, das Einführen oder Optimieren sichtbarer Reinigungsstation mit Entsorgungs- und Recyclingbehälter, Je nach Gegebenheiten sind separate Recyclingstationen mit visuell eingänglicher Kennzeichnung der Behälter eine Alternative.
Effizienz und Arbeitssicherheit: Der Kern der 5S Methode als Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit
Traditionell fokussiert die 5S-Methode darauf, die Ressourceneffizienz und Arbeitssicherheit zu steigern. Hier besteht bereits die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und operativem Tagesgeschäft. Durch strukturierte, saubere und sichere Arbeitsumgebungen werden Unfallrisiken reduziert und die Motivation der Mitarbeitenden gesteigert. Standardisierte Prozesse und die Förderung von Selbstdisziplin fördern darüber hinaus die nachhaltige Sicherheit. Die Anwendung von 5S schafft somit die Grundlage für eine proaktive Sicherheitskultur, was gleichzeitig Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit zeigt.
Konkret wird dies möglich durch:
- Sortieren (Seiri): Nur notwendige Werkzeuge und Materialien bleiben am Arbeitsplatz. Unnötige Gegenstände werden entfernt. Das verbessert die Sichtbarkeit, optimiert die Effizienz und Nutzung und reduziert gleichzeitig Stolper- und Verletzungsgefahren.
- Systematisieren (Seiton): Ergonomisches Anordnen von Werkzeugen und Materialien sowie Markierungen und Shadow Boards sorgen für Klarheit und schnellen Zugriff auf Werkzeuge. Das spart Zeit, reduziert Bewegung und Wege, beugt körperlichen Belastungen und Verletzungen vor, wodurch auch Sicherheit wird erhöht.
- Säubern (Seiso): Ein sauberer Arbeitsplatz sowie regelmäßige Reinigung mit optischer Inspektion von Maschinen, fördert deren Langlebigkeit und zuverlässigen Betrieb und reduziert Verletzungsmöglichkeiten.
- Standardisieren (Seiketsu): Einheitliche Sicherheitsprozesse und visuelle Hilfsmittel reduzieren Fehler und Sicherheitsrisiken, verbessern die Arbeitsabläufe und tragen zu einer sicheren Arbeitsumgebung bei.
- Selbstdisziplin (Shitsuke): Regelmäßige Reviews und Schulungen befähigen Mitarbeitende, schaffen Transparenz zu Effizienz und Nachhaltigkeit. Damit fördert Selbstdisziplin eine Sicherheitskultur, indem Mitarbeitende Verantwortung übernehmen und sich aktiv für eine sichere Arbeitsweise einsetzen.
Damit unterstützt die 5S-Methode die soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen messbar und konkret.
Fachkräftemangel: Mitarbeiterbefähigung und -einsatz steigern mit der 5S-Methode
Der Fachkräftemangel verstärkt diese Problematik zusätzlich. Der demografische Wandel führt dazu, dass erfahrene Arbeitskräfte in großer Zahl ausscheiden und ein erheblicher Ersatzbedarf entsteht. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, nicht nur qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, sondern bestehende Mitarbeitende zu halten und gezielt weiterzubilden. Der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende mit Schlüsselfähigkeiten wird intensiver, was gezielte Maßnahmen zur Förderung und Qualifizierung des Personals unerlässlich macht.
Ziel der 5S-Methode ist es, durch Selbstbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten die Arbeitsbedingungen zu verbessern und das Arbeitsumfeld sicherer zu machen. Dies steigert die Motivation der Mitarbeitenden, und über wirtschaftliche Effekte hinaus steigen das Engagement und auch das Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit, die Identifikation mit dem eigenen Arbeitsplatz, Bereich und in Konsequenz dem gesamten Unternehmen. Damit steigt die Mitarbeiterbindung, und Mitarbeitende können besser gehalten werden. Saubere und den Anforderungen von Mitarbeitenden entsprechend systematisierte Arbeitsplätze tragen merklich zum Reduzieren des Stresses bei.
Zusätzlich kann die 5S-Methode helfen, neue und ältere Mitarbeitende leichter zu integrieren, indem diese befähigt werden. Bezüglich der älteren Mitarbeitende steigt die Effizienz dieser Gruppe von Mitarbeitenden durch ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, welche möglicherweise altersbedingte körperliche Belastungsbegrenzungen kompensieren. Standardisierung und Selbstdisziplin erleichtern in diesem Bereich neuen Mitarbeitenden eine schnellere Einarbeitung. Dies erhöht insgesamt die Flexibilität bei der Einsatzplanung, was gerade im Fall von krankheitsbedingten Ausfällen besonders wertvoll ist. Weiter können sich dadurch die Anforderungen an Mitarbeitende reduzieren, was es in einer konstant verändernden Umwelt leichter machen kann, Mitarbeitenden eine Perspektive in der Produktion oder Leistungserbringung zu geben. Darüber hinaus trägt die Prozessbestätigung dazu bei, eigene Arbeitsplätze und -weisen zu reflektieren und zusätzlich durch Best Practices perspektivisch unternehmensweite Standardisierung zu ermöglichen.
Damit leistet die 5S-Methode einen Beitrag zur Einflussnahme auf den Fachkräftemangel und davon abgeleitet zur Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterbefähigung für Unternehmen. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass eine isolierte Einführung in einem Leistungsbringungsbereich, insbesondere der Produktion, einen sehr eingeschränkten Effekt hat. Konsequenterweise muss 5S Baustein im Rahmen der Reise eines Unternehmens zur operativen Exzellenz durch einen Kulturwandel mittels Lean Management sein.
Unternehmenswandel: Erfolg verankern und Bewusstsein schaffen
Eine erfolgreiche Verankerung von Unternehmenswandel erfordert eine systematische und konsequente Umsetzung aller fünf S der 5S-Methode mit besonderem Schwerpunkt auf Standardisieren (Seiketsu) und der Selbstdisziplin (Shitsuke). Durch diese wird der Wandel zu einem exzellenten und nachhaltigen Unternehmen möglich.
Für die Verbindung von Nachhaltigkeit in 5S ist beim vierten S, Standardisieren, empfehlenswert, visuelle Standardanweisungen (Standard Operating Procedures, SOP) zum Reduzieren des Energieverbrauchs und zur Abfallreduktion zu erstellen oder bestehende zu überarbeiten, welche gut sichtbar und eingänglich sind. Weiter sensibilisiert das Hervorheben von energieeffizienten oder ressourcenschonenden Werkzeugen an Green Shadow Boards das Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Ergänzt wird dies, indem an KVP-Boards oder Shopfloor-Boards immer eine Kategorie für Nachhaltigkeitsmaßnahmen (die Grüne Karte) aufgenommen wird. Diese inkrementelle stetige Beschäftigung führt über die Zeit zu Fortschritten. Für die erfolgreiche Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ist es empfehlenswert, den Kundenwert mit Blick auf Nachhaltigkeit herauszuarbeiten und in Nachhaltigkeitskennzahlen für Shopfloor-Boards zu überführen.
Der üblicherweise herausforderndste Schritt in erfolgreichen Wandel ist die Selbstdisziplin (Shitsuke), durch diesen die regelmäßige Standortbestimmung auf dem Weg nachhaltiger Exzellenz möglich wird. Nur so können systematisch und bewusst notwendige Korrekturmaßnahmen eingeleitet und die Verstetigung erreicht werden. Via Prozessbestätigungen wird damit das Beurteilen der Situation vor Ort (Go-and-See) ermöglicht. Transparenz ist der Ansatzpunkt für kontinuierliche Verbesserungen. Daher sind Regelmäßigkeit und das aktive Einbinden aller Ebenen wesentlich. Prozessbestätigungschecklisten geben hier eine klare Struktur vor und unterstützen das systematische Vorgehen. Sie zeigen anhand einer Skala und relevanter 5S-Schritte den Reifegrad und stellen sicher, dass Erreichtes dauerhaft bleibt. So wird die Einhaltung der 5S-Prinzipien zur Routine – ähnlich wie das Zähneputzen oder das Anschnallen im Auto.
Bedingt durch die Interdisziplinarität des Themas Nachhaltigkeit ist die Prozessbestätigungskaskade zu erweitern, indem Nachhaltigkeitsmanager:innen und operative Einkäufer:innen integriert werden. Es gilt zu beachten, dass bei der Hinzunahme der Zeitrahmen der Prozessbestätigungsaudits eingehalten wird. Weiter ist ein abwechselnder Austausch auf Teamleiter- und Bereichsleiterebene sinnvoll. Auf Teamleiterebene wird so für Nachhaltigkeitsmanager:innen oder Einkäufer:innen das Gespür für Wertschöpfung und alltägliche Herausforderungen erlebbar gemacht, und für die operativen Mitarbeitenden die Chancen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu verstehen.
Das Intervall für Einkauf und Nachhaltigkeitsmanager ist geringer, z.B. monatlich, aber muss dennoch regelmäßig sein. Analog der Prozessbestätigung innerhalb der 5S-Methode ist anfangs diese immer engmaschiger zu wählen und dann gegebenenfalls mit der Zeit das Intervall zu reduzieren, durch einen Wechsel auf zwei-monatig oder quartalsweise.
Ein weiterer Vorteil durch die Integration des Einkaufs ist das, unabhängig der Nachhaltigkeit, ein besseres Verständnis zu operativen Gegebenheiten und Arbeitsweisen hilft, die Operative besser bei Beschaffungsthemen beraten zu können. Dies kommt üblicherweise in den meisten Unternehmen zu kurz. Durch Nachhaltigkeit bietet sich die Chance, diese beiden Themen zu verbinden.
Fazit
Zunehmende Nachhaltigkeitsregulatorik (u.a. die CSRD, das Energieeffizienzgesetz, EnEfG), steigender Kostendruck und ein sich ständig veränderndes globalisiertes Marktumfeld fordern Unternehmen. Nachhaltigkeit bietet Unternehmen über den initialen Aufwand Chancen. Gemeinsam mit Lean Management und insbesondere die 5S-Methode lässt sich Transparenz schaffen, was der Ausgangspunkt für jegliche Verbesserung ist. 5S ist ein möglicher Schritt zur operativen Exzellenz, und integriert mit Nachhaltigkeit in der Fertigung können weitere wirtschaftliche Effekte realisiert und damit die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden. Der Aufwand und die Disziplin sind allerdings realistisch zu beurteilen und dürfen nicht unterschätzt werden. Beides darf kein Selbstzweck sein, sondern muss messbare Effekte schaffen.
Es ist festzuhalten, dass die 5S-Methode traditionell mitarbeiterzentriert ist und Sicherheits- und Effizienzaspekte berücksichtigt. Eine Ausweitung zum umfassenden Nachhaltigkeitsverständnis mit operativem Effekt betrifft vor allem den Bereich Energie und Umwelt. Natürlich ist eine Strategie für die operative Geschäftsfelder und selbstverständlich auch NH erforderlich. Die Unternehmensvision muss die Nachhaltigkeit einschließen, mit unternehmensinternen als auch -externen Wirkungen, welche dann in eine Strategie für operative Geschäftsfelder und Nachhaltigkeit übersetzt sind.
Analog zum Sprichwort „auch die längste Reise wurde mit einem Schritt begonnen“ ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Einführung von 5S, es einfach zu machen, hierarchieübergreifend Mitarbeiter:innen einzubinden und kleine Erfolge zu feiern. Unterstützend kann das Erweitern bestehender Managementsysteme, insbesondere um Energie und Umwelt, bei der Harmonisierung und beschleunigten Steigerung der prozessualen Reife helfen.
Unternehmen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und einen nachhaltigen Geschäftsbetrieb sicherstellen möchten, bietet, die Einführung oder Erweiterung der 5S-Methode um Nachhaltigkeitsaspekte diese. TÜV Rheinland Consulting unterstützt Sie als zuverlässiger Partner bei der ganzheitlichen Optimierung Ihrer Wertschöpfungs- und Organisationsprozesse, Definition ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, Unterstützung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD, dem Energiemanagement, der Einführung nachhaltigkeitsbezogener Managementsysteme wie unter anderem der ISO 14001, ISO 45001, ISO 50001.
Unsere Expert:innen bieten praxisorientierte Beratung und maßgeschneiderte Lösungen, um operative Exzellenz, Managementsysteme (unter anderem Energie, Umwelt oder Arbeitssicherheit) und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen zu verankern.
Ihr Experte für Organisations- und Prozessberatung
Dr. Christian Rathmann, Director Operational Excellence